Ein Thema, das sowohl Künstlern, als auch möglichen Käufern relativ zügig begegnet: Wat kostn dit eijentlich?
Eine aus der Renaissance stammende Formel erleichtert die Antwort: Höhe+Breite multipliziert mit dem Künstlerfaktor. Ne, nicht der X-Faktor, diese Gesangstalenteshow. Auch nicht die Mysterie-Serie. Tatsächlich mag die Preisgestaltung von Kunstwerken ja auf den ersten Blick mysteriös anmuten. Also: Jetzt wird`s spannend. (Gedankenotiz: Wenn jemand das sagt, wird`s meistens nerdig, und garantiert nicht spannend).
Der Künstlerfaktor beginnt theoretisch bei 1 (praktisch oft bei 3) und ist nach oben unbegrenzt. Kunsthochschulabsolventen starten in der Regel mit dem Faktor 5.
Beispiel: Das Bild hat die Maße 100x100cm. Daraus ergibt sich für den Kunsthochschulabsolventen folgender Preis:
(100+100)x5=1000€.
Was diesen Faktor beeinflusst, und wie Künstler sich Ihre Preise erarbeiten, findet sich z.B. hier gut beschrieben.
Ich habe mir nun die (überschaubare) Mühe gemacht, und eine Übersicht erstellt, wie sich
der Faktor auf Grundlage meiner verkauften Bilder von Jahr zu Jahr langsam erhöht hat.
Ich halte die Faktorrechnung für einfach und transparent, für mich gut vertretbar. Der Verkauf meiner Bilder ist aber auch nicht mein "Hauptjob". Wäre dies der Fall, müsste man im Rahmen der Steuerabzüge, KV, RV, AV und vermutlich vielen anderen Vs, den Faktor höher ansetzen, um ein Einkommen zu generieren. Wird ein Künstler durch eine Galerie vertreten, behält diese in der Regel 50% Provision. Klingt jetzt nach Abzocke. Ist aber im Rahmen der Orga- und Promo-Arbeit, die eine Galerie für den Künstler leistet, nachvollziehbar. Dies nur als zusätzliche Ergänzung, um Hintergrundwissen zu schaffen. So erklärt es sich leichter, dass ein Bild von nem Newcomer 2000€ kostet.
Einen guten Rechner findet Ihr z.B. hier.
Darüber hinaus hat für mich das Kunstwerk an sich einen immateriellen Wert, der natürlich nicht messbar ist.
Dass der Kunstmarkt Künstler hypen kann und Preise erzielt werden, die jenseits des Portemonnaies und Vorstellungsvermögens vom
Otto-Normal-Verbraucher liegen, hat in meinen Augen ebenfalls eine absolute Daseinsberechtigung. Wenn ein Künstler, wie Reinhard Mey zum Beispiel, es schafft, mit seiner Lieder-Kunst Menschen im
Innersten zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, dann hat er etwas Großartiges erreicht. Ob das nun für Capital Bra ebenfalls gilt: naja, ist halt Geschmacksache.
Reinhard, oder auch Capital Wer, kann im Gegensatz zu diesem Bildenden Künstler, seine CD`s immer wieder verkaufen, und auf Konzerten spielen, so
ein Bild verkauft man nur einmal. Und dann ist es weg. (Gedankennotiz: Kunstdrucke ausgenommen).
Demnach finde ich es absolut ok, wenn ein Dali, ein Warhol, oder aktuell ein Awe, etwas malt, das die Menschen im Herzen trifft, und Ihre Seelen aufrüttelt, dass dieser Künstler eben viel Geld für ein "einziges" Bild erhält.
Soweit, so teuer. Oder eben auch nicht ;-).